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Was steckt hinter den Gütesiegeln?

Der Gütesiegel-Dschungel in Deutschland ist kaum noch zu überblicken. Kaum ein Produkt trägt kein Siegel, welches tolle Qualität oder Herstellungskonditionen hervorhebt. Aber was steckt hinter den vermeintlich besten Gütesiegeln? Bröckelt die Fassade, wenn man genauer hinsieht, oder halten sie, was ihr Ruf verspricht? Im Rahmen der Projektarbeit im Erdkundeunterricht im neunten Jahrgang möchten wir, ein Teil der Klasse 9a, euch einen kleinen Überblick über die wohl meist gepriesensten Gütesiegel geben, und was sie wirklich bedeuten für den Konsumenten sowie für die Produzenten.
 
Deutsche Eier - diese Begriffe klingen am schönsten, sind sie es auch?

Verwirrung fängt oft schon beim Frühstücksei an. Soll es das tolle Bio-Ei sein, oder reicht ein Ei aus Bodenhaltung? Wo genau liegt der Unterschied? Was ist für die Tiere am besten? Der Teufel liegt hier im Detail, vor allem in den Zahlen der Fläche, die die Tiere zur Verfügung haben, aber auch darin, wie die Tiere behandelt werden.

Bodenhaltung
Bodenhaltung wird oft als besonders tierfreundliche Methode angesehen. Allerdings muss man auch hier hinter den Begriff blicken: Pro Quadratmeter dürfen hier bis zu 9 Hennen leben auf einer Ebene. Hierbei ist aber zu beachten, dass sich bis zu vier Ebenen übereinander befinden dürfen. Die Hennen leben also in einem abgeschlossenen Raum. Gut an der Bodenhaltung ist aber, dass sie sich hierin frei bewegen können. Bei der Haltung mit mehreren Ebenen dürfen pro Quadratmetrer 18 Hennen gehalten werden, erneut begrenzt wird die Zahl auf 6.000 pro Stall. Auch hygienisch gibt es Voraussetzungen bei der Bodenhaltung: So sind zwei Drittel eines Stalls so ausgelegt, dass der Kot der Tiere durch ein Gitter fällt und somit von den Hennen separiert ist. Es gibt auch einen Raum, der ausgestreut ist. Die Streu wird regelmäßig gewechselt.
Ihre Eier können die Hennen in Nester legen. Ansonsten stehen auch Sitzstangen zur Verfügung.

Freilandhaltung
Die Grundbedingungen sind mit denen der Bodenhaltung gleichzusetzen, jedoch wird ein entscheidender Aspekt hinzugefügt: Die Hennen haben uneingeschränkten Auslauf. Der Auslauf muss pro Henne mindestens 4 Quadratmeter betragen. Höchstens 350 Meter Auslauf sollte es geben, ab 150 Metern müssen Tränken und Unterschlupfmöglichkeiten geboten werden.

Bio
Alle Hennen werden in offenen Ställen gehalten und müssen mindestens 18 cm Sitzstange einnehmen können. Strenger ist bei Bio-Eiern auch die Höchstanzahl an Hennen pro Stahl: Nur bis zu 3000 dürfen hierbei beieinander leben. Im Stall teilen sich 6 Hühner einen Quadratmeter, während der Auslauf pro Huhn nochmals 4 Quadratmeter bieten muss. Die Behandlung der Hennen ist auch geregelt: So darf das Futter nicht gentechnisch manipuliert worden sein und die Hühner dürfen nicht mit Antibiotika vorbeugend medizinisch versorgt werden. Mit zahlreichen weiteren Regelungen ist das Bio-Ei wohl das, mit den strengsten Auflagen.

 

Voll fair - Fairtrade

Fairtrade ist wohl eines der bekanntesten Siegel, weil es in fast jedem Segment zu finden ist. Viele versprechen sich von dem Siegel einen Nachweis hoher Qualität, andere sagen, es würde nur den Preis in die Höhe treiben. Was bekommt man für sein Geld?

Das Fairtradesiegel gibt es praktisch für alles: Nahrung, Kleidung, Kosmetik und vieles vieles mehr. Hierbei sagt das Siegel nichts über die Qualität der Ware aus, sondern über die Herstellungskonditionen, ein sogenanntes „Sozialsiegel“. Fairtrade setzt sich somit für die Erzeuger der Produkte ein, verbietet zum Beispiel Kinderarbeit und fördert geregelte Arbeitsbedingungen. Das Siegel zeigt aber auch Kriterien des Anbaus und den Umgang mit der Umwelt und setzt somit ein umweltfreundliches Vorgehen voraus. Außerdem dürfen keine Produkte das Siegel tragen, die gentechnisch verändert sind oder bei denen Pestizide benutzt wurden. Fairtrade sorgt auch mit sogenannten Prämien und Kooperationen für Transparenz bei Produkten. Sie unterstützen verschiedene Projekte. Informieren kann man sich hier tiefergehende unter www.fairtrade-deutschland.de .
Oftmals wird kritisiert, dass das Siegel sehr undurchschaubar für den Konsumenten ist. Hier ist also genaue Recherche angesagt, bevor man nur noch zu Fairtrade-Produkten greift.

Öko und so! - Bio

Bio - ein Begriff, mit dem nur wenige konkret etwas anfangen können. Es scheint irgendetwas Gutes zu sein, aber was genau hinter einem Produkt steckt, was mit dem Bio-Siegel beworben wird, dass zeigt erst Recherche.

Mit „Bio“ wird oft das „Bio-EU-Siegel“ gemeint. Das Bio-Siegel setzt sich für grundlegende Gegebenheiten ein: So wird Antibiotika zu nicht-medizinischen Zwecken verboten, die Anzahl an Zusatzstoffen stark eingeschränkt, sowie ein Verbot von Gentechnik erteilt. Wer Bio kauft, vertraut also auf die Natürlichkeit der Waren. Alle Produkte, die sich als „bio“ bezeichnen, müssen diesen Konditionen entsprechen.
Kritiker behaupten, die Regelungen des Bio-EU-Siegels seien ungenau formuliert und einige Aspekte nicht genug durchgesetzt.

Auch, wenn dies nur ein sehr kleiner Teil der unendlich vielen Gütesiegel war, so zeigt die Übersicht vor allem, dass es sich lohnt, nicht nur auf den Ruf eines Siegels zu hören, sondern einfach mal nachzuhaken.

Nach: utopia.de, deutsche-eier.info, fairtrade-deutschland.de
Alec Gosewisch, 9a