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Regensburg - eine Stadt, ein Erlebnis

Ein Beitrag für die Süddeutsche Zeitung von Andree Müller, Thomas Schick und Jacob Kuypers

Eine Stadt blüht auf und wird zu einer Perle des spätmittelalterlichen Deutschen Reiches. Reichtum und Wohlstand vergangener Zeiten sind auch heute noch erkennbar, wenn man als Tourist durch die vielen kleinen Gassen dieses wunderschönen Ortes wandert. Gesäumt von liebevoll restaurierten Häusern ziehen sich kleine Straßen und Wege wie feinste Adern durch die Altstadt. Unter der großen Steinbrücke aus der Römerzeit fließt plätschernd die blaue Donau. Hier beginnt unser Rundgang durch eine der schönsten Städte Deutschlands, gelegen im nördlichen Bayern, bekannt aber in ganz Deutschland, in ganz Europa: Regensburg. Die einstige Hauptstadt des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation zeigt auch heute noch, wie gut es ihr schon damals ging. Allein die prunkvollen Springbrunnen und die vielen verzierten Häuserfassaden sprechen für sich. Auf dem großen Platz vor dem Rathaus tummeln sich viele Menschen, deren Schritte von den hohen Gebäuden widerhallen. Die reich verzierte Gebäude mit den herrlich mittelalterlich schiefe Fenstern erinnert noch an die Zeit, in der der Kaiser weitläufige Entscheidungen dort traf. Die Regensburger Liebe zum Detail wird erst recht an den Wohnhäusern sichtbar, denn überall entdeckt man etwas neues, ob es sich nun um ein großes Bild des Kampfes zwischen David und Goliath handelt oder um eine Statue, die dem Betrachter den Allerwertesten entgegenstreckt.
Auch aufgrund der alten Salzspeicherhäuser, die an der mittelalterlichen Transporterader, der Donau, in den Himmel ragen, wird dem Touristen schnell der frühere Wohlstand der Stadt klar. Wenn dieser dann im historischen Wurstküchl, einer der ältesten Gaststätten Europas, ein Mahl zu sich nimmt, hat er diese nämlich direkt im Blick und kann sich dazu Gedanken machen.
Auch der Adel ist in Regensburg vertreten. Der Name Thurn und Taxis ist vielen bekannt, mehr können die meisten damit nicht anfangen. Doch auch das Familienschloß der Familie Thurn und Taxis befindet sich in Regensburg und kann sogar besichtigt werden, obwohl noch immer die Adelsfamilie das Gebäude bewohnt. Bei der Führung durch die prunkvollen Säle und Zimmer der Fürsten und Fürstinnen kann man schon mal etwas neidisch werden, denn der heutigen Fürstin, welche zusammen mit ihrer Familie in einem Teil des Schlosses lebt, ist es erlaubt, sich in die alten Himmelbetten zu legen und sogar den Meissener Nachttopf im Schlafzimmer der alten Grand Dame zu benutzen, obwohl letzteres recht unwahrscheinlich erscheint.
Übrigens haben schon viele bekannte Persönlichkeiten wie zum Beispiel Michael Jackson das Schloß von Thurn und Taxis besucht und zusammen mit der Familie gespeist und geplaudert.
Im Museum des Hauses werden alte Familienstücke ausgestellt, beispielsweise die riesige Waffensammlung oder die unzähligen Kutschen, die sogenannten Taxis, von denen auch die gleichnamigen Transportautos ihren Namen haben. Man kann sich kaum vorstellen, das das gesamte Schloß einst ein Kloster war, bewohnt von spartanischen Mönchen, wenn man sich die reich verzierten Fassaden des Gebäudes mit seinen Giebeln und Türmen so anschaut.
Aber nicht nur der kulturinteressierte Tourist, sondern auch der etwas aktivere junge Mensch von heute kommt in Regensburg wirklich voll und ganz auf seine Kosten. Schon tagsüber pulsiert die Stadt regelrecht, immer gibt es etwas neues zu entdecken, immer findet irgendwo etwas interessantes statt, ob nun auf den vielen großen Plätzen oder in den kleinen Geschäften, die überall zu finden sind und vom Buch bis zur typisch bayrischen Lederhose wirklich alles anbieten. Ob nun vor dem großen Dom der Stadt oder in einer der kleinen romantischen Gassen - ein Restaurant zu finden, ist nicht sonderlich schwer. Viele kleine Cafés laden zum Verweilen ein. Recht preiswert und in wunderbar offener und herzlicher Atmosphäre kann man dort relaxen, neue Leute kennenlernen und sich unterhalten.
Wenn es dann Abend wird und die Sonne am Horizont immer tiefer sinkt, wird schnell klar, daß Regensburg eine von Studenten beherrschte Stadt ist. Raus aus der Uni, hinein ins pure Vergnügen - dieses Motto scheinen viele sich zu Herzen zu nehmen. An warmen Abenden sind die Straßen von Regensburg gefüllt und in den Biergärten herrscht reger Betrieb. Auch die kleineren Restaurants sind gut besucht, die Leute lachen und sind gutgelaunt. Wer nach Regensburg kommt, muß keine Angst haben, ausgegrenzt oder nicht akzeptiert zu werden. Man lernt schnell neue Leute kennen und die typische bayrische Mentalität die Gastfreundschaft betreffend gilt natürlich auch hier.
Doch man trifft nicht nur Leute aus Bayern, sondern aus weiten Teilen Deutschlands, ja sogar aus anderen Ländern Europas und der Welt. Immer wieder ist man erstaunt über die Offenheit und Herzlichkeit der Einwohner von Regensburg und über die Wärme, die die Stadt ausstrahlt - egal, ob man nun englisch, deutsch oder irgendeine andere Sprache spricht, egal, ob man schwarz, weiß oder grün ist: In Regensburg wird jeder akzeptiert, jeder wird geachtet, denn die Stadt ist weltoffen und kann beruhigt als typische Europastadt ins neue Jahrtausend gehen.