Abruf

Einfach weg?

Das Literarische Café, die seit 1995 bestehende interdisziplinäre Arbeitsgemeinschaft des KAV-Gymnasiums, führte ein facettenreiches Programm unter dem Motto »Einfach weg!« im Schlosstheater vor ausverkauften Rängen auf.

Eine Frage, die sich im Vorfeld aufdrängen konnte: Würde die Veranstaltung der ausgezeichneten Qualität des Plakates, das für sie warb, gerecht werden können? Hinterher ist man immer schlauer: Sie konnte.

Das von Katerina Hellmich auf eine Leinwand gemalte Plakatmotiv war ein erstklassiges, waschechtes Vanitas-Stillleben, das selbst der barocke Meistermaler Pieter Claesz durch gütiges Nicken mit Anerkennung geadelt hätte. Und der Vanitas-Gedanke – dass eben alles eitel, also vergänglich sei, auch man selbst – wob sich denn auch durch den Großteil der vielfältigen Aufführungen, die in gespielten Szenen, literarischen Vorträgen (von Rezitationen und eigenen Werken) sowie Musik bestanden.

Konsequenterweise fehlte, wie immer beim Literarischen Café, neben ernsten Inhalten auch der Humor nicht. Denn dieser ist bekanntlich eine Grundhaltung zum Leben, wohnt in der Seele und kann in Komik eine Form finden. Wenn nun die Möglichkeit besteht, dass man, wie alles andere, eines Tages einfach weg ist, kann man hierüber verzweifeln – oder eben trotzdem lachen, was vermutlich die gesündere Option ist. Von der Bühne aus wurde den Zuschauern, neben melancholisch Anrührendem, ein solches Angebot wiederholt unterbreitet, und der Vortragsqualität wegen wurde dieses angenommen, sodass neben manch verdrücktem Tränchen reichlich lautes Lachen zu vernehmen war.

Einfach weg von dieser Bühne werden im nächsten Jahr gleich elf der diesjährigen Akteure sein, denn traditionell galt es zum Schluss, die (zukünftigen) Abiturienten dieses Jahres zu verabschieden. Man wird sie sehr vermissen. Sie sind, sie waren Akteure vom ganz großen Kaliber. Allein, dass es wohl niemals wieder – zumindest nicht im Rahmen des Literarischen Cafés – eine der sehr lustigen »Talkshows« von Bennet Bode und den Witte-Sisters (Anne und Nele) geben wird: sehr traurig.

»Die Herrlikeit der Erden / Mus rauch undt aschen werden«, wusste weiland Gryphius zu dichten. Dafür, dass das Literarische Café bestehen bleibt – trotz der schmerzlichen Abgänge und trotz der Tatsache, dass sie selbst bald im Ruhestand sind –, dafür haben die Leiter der Arbeitsgemeinschaft, Matthias Lennartz und Rudolf Markfort, gesorgt: Reichlich junge Erstteilnehmer waren in diesem Jahr auf der Bühne dabei und gaben sich höchst vielversprechend. Die Individuen gehen; die Sache an sich bleibt bestehen. Gut so.

Dennis Karrasch

März 2023