Sieben Kilometer durch die Kälte, sieben Kilometer, die vor etwas mehr als sechs Jahrzehnten den Marsch in den Tod bedeuteten, liefen 60 Schüler des Kaiserin-Auguste-Viktoria-Gymnasiums vergangene Woche ab, von der Rampe bis zum Konzentrationslager Bergen-Belsen. „Auf dem Weg ist uns bewusst geworden, was das für die ehemaligen Häftlinge, ohne Schuhe und mit spärlicher Bekleidung, bedeutet hat. Da hat keiner mit dem MP3-Player Musik gehört oder mit dem Handy telefoniert", berichtete eine 17-jährige KAV-Schülerin, die zusammen mit einer Mitschülerin den Gedenkmarsch organisiert hatte. Den internationalen Holocaust-Gedenktag hatten die beiden zum Anlass genommen, um Veranstaltungen zum Thema „Wir erinnern uns" anzubieten. Dabei verknüpften die Schülerinnen die Ereignisse im Dritten Reich mit der heutigen Problematik des Rechtsextremismus. Mit Vorträgen und in Arbeitsgruppen beschäftigten sich die Schüler mit den Themen Rechtsradikalismus, Juden und neonazistischem Liedgut, informierten sich über Gruppierungen, Vereinigungen und Parteien, die dem rechtsextremen Spektrum angehören. „Das war sehr aufschlussreich, um das Thema besser verstehen zu können", meinte die 17-Jährige, die es erschreckend findet, „was für Inhalte in den Neonazi-Liedern vermittelt werden." Die Schüler selbst gedachten am Ende der Veranstaltung der Häftlinge des Lagers Bergen-Belsen. Müller indem sie das Lied „Die Moorsoldaten" sangen, das von den ehemaligen Inhaftierten stammt. Neben der Auseinandersetzung mit dem Schicksal von Celler Juden hatten die Schüler auch die Gelegenheit, Tagebucheinträge von ehemaligen Gefangenen des Konzentrationslagers einzusehen und darüber zu sprechen. „Das war eine gute Vorbereitung auf den Besuch des Lagers", sagte die 17-Jährige. Die gesammelten Eindrücke haben die Schüler so bewegt, dass sie im kommenden Jahr wieder einen oder zwei Tage zum Thema Holocaust gestalten wollen. „Im nächsten Jahr werde ich das zum letzten Mal machen, weil ich dann fertig mit der Schule bin", erklärt die 17-Jährige. „Ich hoffe aber, dass sich auch in Zukunft Schüler finden werden, die so etwas selbstständig organisieren."