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CZ: Das Kaiserin-Auguste-Viktoria-Gymnasium

Originaltitel: Das Kaiserin-Auguste-Viktoria-Gymnasium von der „Franzosenzeit" bis zur Auflösung der Elementarklasse im Jahre 1857


Wir schreiben das Jahr der Schlacht bei Trafalgar (21. Oktober 1805), bei der sich die Briten die Vorherrschaft zur See erkämpften. Das Kurfürstentum Hannover war seit zwei Jahren von den Franzosen besetzt gewesen.

Im gleichen Jahr wurde in Celle wurde das spätere Kaiserin-Auguste-Viktoria-Gymnasium vom designierten Generalsuperintendent und Konsistorialrat zu Celle Johann Conrad Eggers als Privatanstalt gestiftet. Eggers, am 30. Juni 1805 in sein Amt eingeführt, hatte sehr schnell die Schwächen des Celler Schulwesens übersehen. Der 64-Jährige erkannte, dass die vielen so genannten, aus einer Verlegenheit der Elternkreise heraus erwachsenen Winkelschulen trotz aller ihrer Schwächen für die beiden privilegierten Stadtschulen eine durchaus unerwünschte Konkurrenz waren.

Es mussten mehr als nur rund 275 Schülerinnen und Schüler die beiden Stadtschulen besuchen, wenn ihre finanzielle Unterlage gesund sein sollte. Das aber musste der Fall sein, wenn die inneren Schulverhältnisse auf der Höhe stehen sollten. Er erkannte ferner, dass den Winkelschulen bei all ihrer mangelhaften Organisation so lange eine innere Berechtigung nicht abzusprechen war, als es kein anerkanntes und auf der Zeithöhe stehendes Institut für die höhere Töchterbildung in Celle gab. Sollten die Winkelschulen verschwinden und damit den privilegierten Stadtschulen gedient werden, so musste eine autorisierte höhere Töchterschule entstehen. So standen die sämtlichen Celler Schulfragen in einem großen inneren Zusammenhang.

Diese Erkenntnisse veranlassten ihn, den Magistrat der Stadt Celle (Bürgermeister und Rat) am 23. Juli um eine gemeinschaftliche Sitzung von Magistrat und geistlichem Ministerium zu bitten. Sein Programm war das folgende:

I. Bezüglich der beiden Celler Bürgerschulen:
1. Absonderung von Knaben und Mädchen. 2. Die Einwohner der Stadt Celle sollten verpflichtet sein, ihre Kinder vom siebenten bis vierzehnten Jahre in eine der beiden Bürgerschulen wirklich zum Unterricht hinzuschicken. 3. Niemand sollte erlaubt sein, die Schule zu wechseln, wohl aber jedem frei stehen, von vorn herein eine der beiden Stadtschulen zu wählen. 4. Lektionspläne für die Stadtschulen sollten entworfen werden. 5. Visitationen und Schullehrerkonferenzen sämtlicher zur Gemeinde gehörigen Schullehrer sollten von Zeit zu Zeit stattfinden.
 
II. Begründung einer höheren Töchterschule.
Der Magistrat ging sofort auf die Anregung ein. So kam es am 30. Juli 1805 zur Besprechung der Verhältnisse und zu dem Beschluss der Begründung einer höheren Töchterschule.

An jenem denkwürdigen Tag war das Celler „Geistliche Ministerium" mit dem Magistrat im Rathaus zu gemeinsamer Sitzung versammelt. Man hatte über die Abschaffung des Mittwoch-Gottesdienstes, über den Verkauf der städtischen Witwenhäuser am Plan und über eine zweckmäßigere Einrichtung der beiden niederen Stadtschulen beraten. Johann Conrad Eggers stellte den Antrag, dass eine Schule für die Töchter der angesehenen Einwohner der Stadt und der Vorstädte, wie Räten usw., aber auch Kaufleuten, angeordnet werden würde, in der neben den weiblichen Arbeiten auch Religion und andere Fächer, vorzüglich die französische Sprache, gelehrt würden.

Eine lebhafte Erörterung setzte ein. Man wies auf die Schwierigkeiten hin, die die Einrichtung einer solchen Schule „bei gänzlich mangelndem Fonds" haben dürfte. Konsistorialrat Eggers war der Überzeugung, dass der Weg der Subskription gangbar sei. Einige Magistratsmitglieder schlossen sich seiner Auffassung an. Herren des geistlichen Ministeriums, Archidiakon Johann Andreas Gottfried Schetelig, Prediger Samuel Thörl, wandten die nur zu bekannte Veränderlichkeit des Publikums ein, „das alles neue aufgreift, aber bald dabei zu ermüden pflegt". Konsistorialrat Eggers bot sich an, alle Hindernisse zu überwinden, wenn nur 40 da wären, die subskribierten. Da konnten auch die Zweifler nicht anders, als dem „tatkräftigen und mutvollen Mann" ihre herzlichen Wünsche zu äußern, „daß diese so vortreffliche Einrichtung, deren Anfang sehr leicht bewirkt werden könnte, von beständiger Dauer sein und sich erhalten möchte".

Den Vorschlag des Konsistorialrats, den Inhalt der weiteren Besprechung und den Beschluss fasste das Protokoll der Sitzung in folgenden Worten zusammen: „(...) daß eine Schule für die Töchter der angesehenen Einwohner hiesiger Stadt und Vorstädte, als Räthen pp. auch Kaufleuten, angeordnet werden möchte, worinn nicht nur die weiblichen Arbeiten jeder Art, sondern auch Religion und andere für ein gebildetes Frauenzimmer nöthige Wissenschaften vorzüglich die französische Sprache gelehrt würden. Zu diesem Zwecke würde ein anständiges unbescholtenes Frauenzimmer, welches in allen weiblichen Arbeiten geschickt und der französischen Sprache mächtig wäre. Ferner ein Candidat zum Unterrichte in der ersten, und ein Seminarist zum Unterrichte in der zweyten Classe" angenommen werden. „Es wurde hierauf beliebt, sich nach solchen Subjekten zu bemühen und alsdann zu suchen, eine solche Schule auf Subskription einzuführen."

Lediglich auf die Aussicht hin, dass jedes die Anstalt besuchende Kind monatlich zwei Taler Schulgeld zahle, griff Eggers das geplante Werk nun selbst an, suchte sich passende Lehrer aus und bestellte sie, mietete eine Wohnung im Haus Nr. 10 der „Rundenstraße" (später W. Ströher, Buchdruckerei und Verlag) und kaufte Feuerung ein, sodass schon Anfang November 1805 die Schule mit einer Klasse unter dem Namen „Töchterschule" ins Leben trat.

Da keine Bildungsanstalt gleicher Art in Celle vorhanden war, fand die Schule nach den Berichten der Chronisten in den ersten Jahren so viel Zulauf, dass ihr spätestens 1808 eine zweite Klasse angegliedert werden konnte. Bald aber wirkten die Zeitverhältnisse auf die Weiterentwicklung hemmend ein. Das Schulgeld wurde unpünktlich entrichtet, und manche Eltern, denen die hohe Summe unerschwinglich war, sandten ihre Kinder in andere „wohlfeilere" Bildungsanstalten ähnlicher Art, die inzwischen hier entstanden waren. Die Zahl der Schülerinnen an der Töchterschule sank zwangsläufig auf 38. Schon 1809 deckten die Einnahmen die Ausgaben nicht mehr. Das gemietete Haus musste aufgegeben werden. Ein Stockwerk der Amtswohnung des Generalsuperintendenten wurde der Schule eingeräumt. Der Schule eine Bevorrechtigung zu erteilen, lehnten die damalige provisorische Landesregierung und auch die Generaldirektion des öffentlichen Unterrichts des Königreichs Westfalen ab. Dennoch erhielt sie sich und konnte 1811 sogar um eine dritte Klasse erweitert werden, und das Winterhalbjahr 1812-13 begann mit 41 Schülerinnen.

Am 12. Juni 1812 fiel Napoléon mit der „Grande Armée" in Russland ein. Dieses Abenteuer endete bekanntermaßen mit einem verlustreichen Rückzug.

Die anfängliche Blütezeit der Töchterschule währte nur für kurze Zeit. Schon Ostern 1813 waren nur 40 Schülerinnen vorhanden. Der Wunsch des Begründers, die Anstalt zu einer „Hofschule" erhoben zu sehen, die unmittelbar der Landesregierung unterstand, ging nicht in Erfüllung. Eggers konnte nicht einmal die Aufhebung oder wenigstens die Einschränkung der Winkelschulen, die die Entwicklung seiner inzwischen privilegierten Anstalt hemmten, bewirken und einen Zuschuss zur Hausmiete erreichen.

Als der verdienstvolle Mann 1814 starb, setzte sein Sohn, der Prediger Christoph Nikolaus Eggers in Neuenhäusen, das vom Vater begründete Werk fort, bot aber schon 1816 dem neuen Konsistorialrat und Generalsuperintendenten, Dr. August Ludwig Hoppenstedt, die Schule an, der sie auch gerne annahm. Hoppenstedt fühlte sich vor allem zu diesem Schritt bewogen, da der Fortbestand der Schule nun mehr denn je in Frage gestellt war, „weil", nach einem Bericht, „die Schule weder ein Haus besitze, noch andere Hülfsmittel als das Schulgeld, welches kaum ausreiche, um die notwendigsten Ausgaben zu decken".

Nach Grundsätzen, die der Doktor der Theologie in einer vom 22. März 1818 (seinem 55. Geburtstag) datierten Schrift („Nachrichten, die Töchterschule und einzurichtende Elementarschule in Celle betreffend") niedergelegt hatte, wurde die Anstalt zu Ostern 1818 reorganisiert. Sie erhielt in dem Behrens­schen Haus in der Westcellertorstraße 17 „ein geräumiges und gesundes Heim", allerdings nur pachtweise. Eine Dame, die sich als Erzieherin bereits bewährt hatte, wurde Aufseherin und fest angestellte Lehrerin. Die hergebrachten Schulgeldsätze blieben.

Der eigentlichen Töchterschule wurde eine von Knaben und Mädchen im Alter von sechs bis zehn Jahren besuchte Elementarschule angegliedert, in der die Mädchen für die Töchterschule, die Knaben für das Gymnasium vorbereitet wurden. Anfangs hatten beide vereinigten Anstalten nur geringen Zuspruch, der jedoch bald derart zunahm, dass 1823 durch Errichtung der Sexta im Gymnasium die Überzahl der Knaben abgeleitet werden musste. Gleich im ersten Quartal gab die Sexta 39 Schüler an das Gymnasium ab. Die Oberaufsicht über die so erweiterte Anstalt führte die verwitwete Pastorin Ebbeke. Neben ihr wirkten an derselben Garnisonprediger Hornbostel, Lehrer Brönnemann und als Lehrerinnen Demoiselle Schwenke und Demoiselle Blaul.

Alljährlich stattfindende öffentliche Schulprüfungen hielten das öffentliche Interesse für Töchter- und Elementarschule rege. Die am 6. Juli 1826 von Dr. Hoppenstedt erlassene Dienstunterweisung für die Lehrer und die an demselben Tage ausgefertigten „Gesetze für die Schülerinnen" stellen, so Clemens Cassel in seinem Aufsatz, „der pädagogischen Einsicht und Erfahrung des Verfassers das beste Zeugnis aus".

Ostern 1829 hatte die Schule 76 Kinder beiderlei Geschlechts. Die Erweiterungspläne, mit denen sich Dr. Hoppenstedt befasst hatte, kamen nicht alle zur Ausführung. Als der würdige Herr am 25. April 1830 unerwartet im Alter von 67 Jahren starb, stellte sich heraus, dass die Geldverhältnisse der Anstalt „recht missliche" waren. Noch einmal, wie 1816, drohte der Schule der Untergang. Nur zögernd entschloss sich der damalige Stadtprediger, späterer Archidiakon August Wilhelm Knauer, Schwiegersohn des Verstorbenen und ältester Lehrer an der Schule (seit 1822), zur Privatübernahme der Anstalt, nachdem sein Versuch, Magistrat, Konsistorium und Kabinettsministerium dazu zu bewegen, gescheitert war. Eine so schöne Schöpfung - in diesem Sinne sprach sich der edle Mann aus - dürfe nicht sinken, auch könne er es unmöglich „mit kaltem Blute ansehen", wie durch ihre Aufhebung ein Personal von 10 bis 12 Lehrerinnen und Lehrern brotlos werde. In Hoppenstedts Geiste wollte er auf eigene Gefahr und Kosten die Schule von deren Unentbehrlichkeit für die Stadt er überzeugt war („mit so vieler Sorgfalt gepflegte und restaurierte, unserer Stadt unentbehrliche Anstalt"), fortführen und hatte auch die Freude, zu sehen, wie die Zahl der Schülerinnen und Schüler „fast bis zur Überfüllung" stieg.

Eugen, Freiherr von Hammerstein präsentierte 1843 in seiner Schrift „Das Gymnasium zu Celle" eine aufschlussreiche Vita des Archidiakons Knauer: „August Wilhelm Knauer wurde 1796 zu Eimbeck geboren, erhielt seine Schulbildung in Halle, in den Franke'schen Stiftungen, von 1810 bis 1813; machte darauf den deutschen Befreiungskrieg, im Hannoverschen Scharfschützen-Corps des Herrn Beaulieu, mit, bis Michaelis 1814; bezog dann die Universität Göttingen, von da bis Michaelis 1817; darauf war er 3 Jahre Hauslehrer und 1820 bis 1822 Hospes im Kloster zu Loccum, wo er des würdigen Abts Saalfeld gerechte Protection genoß. Ostern 1822 wurde er in Celle als Zuchthausprediger angestellt, verheirathete sich mit Justine Hüpeden, deren Tod nur zu schnell erfolgte. 1824 wurde er zum dritten Stadtprediger erwählt, und vermählte sich zum zweiten Male mit Clara Hoppenstedt. 1830, mit Hoppenstedts, seines Schwiegervaters, Tode, übernahm er dessen Institut, die höhere Töchter- und Elementarschule, als Director, und die Herausgabe der vierteljährigen Nachrichten von Kirchen- und Schulsachen, so wie auch die Geschäfte eines Mitgliedes des Armen-Collegii, der Bibelgesellschaft etc. und wurde in demselben Jahre zweiter Stadtprediger, dann 1834 Archidiakonus. 1837 Mitglied der zweiten Cammer der Hannoverschen Ständeversammlung für die Calenbergischen Stifter und Klöster, bis zu der Auflösung derselben durch S. M. Ernst August. 1842 wurde er vom Königl. Consistorio als Ephoratsgehülfe des Consistorialraths Schuster bestellt. Ebenso gewandt in der Feder, als früher mit dem Schwerdte, verdanken wir ihm nachfolgende literarische Arbeiten: (...)"

Es kam schließlich das für die Anstalt wichtige Jahr 1833. In den Anschauungen der Stadtverwaltung war inzwischen ein der Übernahme der Schule günstiger Wechsel eingetreten. Durch Erlass vom 28. November 1833 konnte die Königliche Großbritannisch-Hannoversche Landdrostei die Übernahme der Töchter- und Elementarschule als städtische öffentliche Anstalt vom 1. Januar 1834 ab genehmigen.

Wegen eines Zwischenfalls verschob sich allerdings der Übergang auf Ostern 1834. Dem Abkommen entsprechend, behielt Archidiakon Knauer das Direktorat und außerdem auch einige Lehrstunden. Auch der Lehrkörper - insgesamt 10 Personen - wurde mit Ausnahme eines Lehrers von der Stadt übernommen. An dem Klassenaufbau (Elementarschule mit 30 Knaben und 28 Mädchen, zweite Klasse mit 27, erste Klasse mit 33 Schülerinnen) wurde nichts geändert. Neu war die Anstellung eines Rechnungsführers, der die Schulgelder erhob und die Gehälter zahlte, und die Bildung einer Schulkommission, die unter dem Vorsitz des Generalsuperintendenten aus zwei Ratsherren, je einem Glied des „angesehenen Bürgerstandes", der „Honorationen" und des geistlichen Stadtministeriums und dem Schuldirektor bestand. Erste Mitglieder des als Oberaufsicht der Anstalt dienenden Gremiums waren Konsistorialrat und Generalsuperintendent Schuster, Bürgermeister Lauenstein, Stadtsyndikus Schwarz, Kaufmann Kleinschmidt, Steuerdirektor Bodemeyer, Pastor Heimbürger und Archidiakon Knauer.

Der Bestand der Anstalt war damals 91 Mädchen und 28 Knaben, zusammen 119 Zöglinge.

Noch immer beeinträchtigten die fortbestehenden Privattöchterschulen in empfindlicher Weise die Entfaltung der Städtischen Töchterschule. Geradezu besorgniserregend wurde die Lage, als Michaelis (Schluss des Wirtschaftsjahres) 1846 Pastor Friedrich Walther in Neuenhäusen eine höhere Bildungsanstalt für die Töchter „besserer Stände" eröffnete. Die Schule gliederte sich in eine Lehranstalt für noch nicht konfirmierte Mädchen in drei aufsteigenden Klassen und in eine „Akademie" für reifere Schülerinnen. Um der von dieser Neugründung ausgehenden Schädigung wirksam zu begegnen, beschloss die Schulkommission auf Antrag Knauers hin nicht nur eine Vermehrung der französischen Lehrstunden, sondern auch von Ostern 1847 ab die Einführung einer zweiten Fremdsprache, des Englischen. Knauer erlebte die Ausführung dieser Beschlüsse nicht mehr. Er war am 20. Dezember 1846 gestorben.

Das Direktorat führte von 1847 bis 1852 der Gymnasialdirektor Dr. Kästner und nach ihm Konsistorialrat und Generalsuperintendent Meyer.

Zum Ende der dreißiger Jahre des 19. Jahrhunderts war die Schülerzahl infolge der entstehenden Privatschulen und der Reorganisation der Bürgerschule etwas gesunken, sie hob sich aber gegen 1850 wieder, und man musste „auf größere Schulräume sinnen". Michaelis 1850 wurde das Ganssche Haus in der Rundenstraße (Nr. 10) für 5000 Reichstaler vom Magistrat angekauft und zur Töchterschule eingerichtet. Im Gegensatz zu der Städtischen Bürgerschule sank jedoch der Schülerinnenbestand von Jahr zu Jahr. Die Beseitigung mehrerer Mängel war eine Notwendigkeit.

So wurde Ostern 1857 die Elementarklasse aufgelöst und an ihrer Stelle eine dritte Stufenklasse errichtet, um eine bessere Reorganisation der Anstalt als Mädchenschule durchführen zu können. Weiterhin wurde die Zahl der Hilfslehrpersonen erheblich eingeschränkt und das seit Knauers Tod zu einem bloßen Ehrendirektorat gewordene Leiteramt einem Lehrer („Inspektor", seit 1862 „Direktor") überwiesen, der seine ganze Kraft ungeteilt der Anstalt widmete.

Nunmehr begann für die Schule eine Zeit erfreulichen Wachstums. Nachdem 1858, 1861 und 1862 neue Stufenklassen eingelegt waren, bestand sie aus sechs Klassen mit einer „Selekta" für konfirmierte Schülerinnen. Michaelis 1862 wurde zum 1. Direktor der Anstalt als im Hauptamt der Kandidat Kromschröder, Mitbegründer des Celler Lehrervereins, berufen.

Nachdem die erwähnte Schulkommission, „die wenig in Thätigkeit kam", bereits mehrere Jahre erloschen war, wurde am 1. März 1872 eine neue ins Leben gerufen und bestimmte das Regulativ für die höhere Töchterschule aus demselben Jahr in Paragraph 8 die Mitglieder der Kommission. Diese waren der Generalsuperintendent, der Bürgermeister, ein Bürgervorsteher, der Direktor der Töchterschule, der Direktor des Gymnasiums und vier Mitglieder aus dem Kreise der Väter der die Schule besuchenden Kinder. Der Magistrat hatte die obere Leitung der Schule unter Mitwirkung des Bürgervorsteherkollegiums in finanziellen und ökonomischen Angelegenheiten.

Im Jahre 1873 wurde die Ostern 1862 eingerichtete Selekta aufgehoben bzw. ihr Name in „Erste Klasse" umgeändert. Mittlerweile stellte sich mehr und mehr die Unzulänglichkeit des Schulgebäudes an der „Rundenstraße" heraus. So wurde, nachdem an der „Hannoverschen Heerstraße" ein geeigneter Bauplatz erworben und der vom Stadtbaumeister Schumann vorgelegte Bauplatz genehmigt war, Ende März 1874 mit dem Bau begonnen, der Ostern 1876 eingeweiht und bezogen werden konnte.

Im Jahre 1890 hatte die Schule in neun Stufenklassen 244 Schülerinnen. Das Schulgeld betrug 48 bis 108 Mark. Die Einnahmen der Anstalt betrugen Ostern 1890 21950 Mark, die Ausgaben 24600 Mark.

Nach einem Jahrhundert ihres Bestehens wurde der städtischen höheren Töchterschule schließlich per kaiserlichem Dekret der Name „Kaiserin-Viktoria-Augusta-Schule" verliehen.

Quellen

  • Stadtarchiv Celle, Aktenbestand 17 B
  • Ernst Spangenberg: Historisch-topographisch-statistische Beschreibung der Stadt Celle im Königreich Hannover, Celle 1826, S. 117
  • Adress-Bücher der Stadt Celle, u. a. 1842, 1847
  • Eugen, Freiherr von Hammerstein: Das Gymnasium zu Celle, Celle 1843, S. 10 ff.
  • Kuhlgatz: Erster Bericht über die städtische höhere Töchterschule, Celle 1876
  • Heinrich Dehning: Die Geschichte der Stadt Celle, Ein Festbuch zur Feier des sechshundertjährigen Bestehens der Stadt, Celle 1891, S. 235 ff.
  • Theophil Besch: Aus dem Leben der Kaiserin-Auguste-Viktoria-Schule in Celle, 1805-1930, Celle 1930, S. 5 ff.
  • Clemens Cassel: Geschichte der Stadt Celle in zwei Bänden, mit besonderer Berücksichtigung des Geistes- und Kulturlebens der Bewohner, Band 2, Celle 1934, S. 259 ff.