Müde, aber fröhlich gespannte Gesichter sind dem Fenster zugewandt. Der Bus bremst. Die erste Station auf unserer Studienfahrt: Marienborn, Grenzübergang zu DDR-Zeiten. Nach einer kurzen Führung und einer etwas längeren Pause geht es weiter. Gegen Nachmittag sind wir in Berlin. Die Straßen sind breit, überall Menschen, desinteressiert, neugierig, sehr belebend. Wir schlendern „Unter den Linden“ entlang, gelangen in eine Seitenstraße und gehen langsam zurück. Auf dem Weg sehen wir MitschülerInnen, wir alle machen Fotos, rennen umher und sind ziemlich gut gelaunt. Als nächstes besuchen wir alle gemeinsam den Bundestag. Das Treffen mit dem Bundestagsabgeordneten unseres Landkreises, Herrn Otte, wird leider kurzfristig von ihm abgesagt, er schickt einen Vertreter. Danach ein nur durch seine Langwierigkeit auffallendes Essen. Nach einer Stunde Warten sind bei einigen unterdrückte Aggressionen zu spüren. Eine nicht besonders lange Nacht später, machen wir uns zusammen auf zur Mauergedenkstätte „Bernauer Straße“. Die Geschichten, gerade von Kindern, die an der Grenze starben, berühren viele von uns tief, besonders auch, weil Bilder der Maueropfer an der Gedenkstätte angebracht sind. Danach fahre ich mit einer Gruppe zur East-Side-Gallery, einem Stück Mauer, das von Künstlern gestaltet wurde. Es ist interessant und das Wetter ist uns wohlgesonnen. Weiter geht es an diesem Nachmittag für alle zusammen im Stasigefängnis Hohenschönhausen. Die Führungen dort werden von ehemaligen Häftlingen vorgenommen. Die Geschichten sind hart, grausam und vor allem sind sie wahr! Es ist ein befremdliches Gefühl, so normal und frei von Angst durch Gänge zu gehen, die noch vor etwas mehr als zwanzig Jahren Ungewissheit, Angst und Erniedrigung versprachen. Erleichtert treten wir in die Nachmittagssonne auf den Hof hinaus. Als Nächstes geht es für mich und einige andere nach Kreuzberg. Wir flanieren, genießen das bunte, schnelle, abwechslungsreiche Leben und entdecken eine Vielzahl von Köstlichkeiten. Wir, die Klasse 10b, beenden den Berlinaufenthalt am folgenden Mittag mit einem Picknick auf der Wiese vor dem Bundestag. Bagels, Wassermelone und Schokolade. Dazu etwas Gesang, Gespräche und Sonne. Barfuß hüpfe ich über die Wiese. „Perfekt!“, denke ich, „Berlin ist wirklich eine Stadt zum Genießen!“