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Antioxidanzien im Kakao - konzentrationsfördernd oder nicht (Bericht vom ABI)

In der Oberstufe haben mich Fragen über meine Abiturvorbereitung total genervt. Mitschüler, Verwandte, Freunde, entfernte Bekannte, sogar die Kassiererinnen im Supermarkt wollten wissen, wie es um meinen Stand im Abitur bestellt ist.
Auch wenn es meist nur nett gemeint war, die Frage „Naa, hast du denn schon für´s Abi gelernt...?!" rief bei mir ein Unbehagen in der Magengegend
hervor. Zuletzt eignete ich mir eine Standartantwort an, die genauso blöd
wie die vorangegangene Frage war. Trotzig verteidigte ich mich mit der Antwort, ich würde schon seit zwei Jahren, halt die gesamte Oberstufenzeit,
für´s Abi lernen. Dabei hatte ich schon ein halbes Jahr vor den Prüfungen begonnen, die Themen aus dem Internet zu suchen, mich über die Vorgänge
einer schriftlichen und mündlichen Prüfung informiert und langsam angefangen, Unterrichtsinhalte zu wiederholen. Das kann viel Stress und Panik in den letzten Wochen vor den Abiturprüfungen vermeiden.
Die ständige Konfrontation mit dem Gedanken, man hätte schon mit dem Lernen beginnen können, verunsicherte mich jedoch zunehmend. Auch Freunde, die schon in den Weihnachtsferien anfingen zu wiederholen, unterstützten dieses Unbehagen.
Spätestens mit dem letzten Schultag Ende März kam aber das Bewusstsein,
dass es nun Ernst würde und die kommenden Wochen über meine Zukunft entscheiden könnten. Ich hatte unglaubliche Angst, in dem Prüfungszeitraum
von drei Wochen krank zu werden und hielt meinen Körper im Fitnessstudio
nun regelmäßig gesund. Viel Sport, Saunagänge, eine ausgewogene und gesunde Ernährung, geregelter Schlaf...
Das war mein Körper, vor allem in der Ferienzeit, bisher nicht gewohnt und doch war das besonders wichtig, um tagsüber konzentriert lernen zu können. Die erste Ferienwoche genoss ich und erholte mich von den Strapazen der
Schulzeit. In dieser Zeit träumte ich nachts viel von den anstehenden
Prüfungen. Auch Freunde berichteten mir, sie hätten wahre Albträume,
in denen sie jede noch so schlimme Prüfungssituation durchlitten.
In der zweiten Woche begann ich mit einem geregelten Tagesablauf
und festen Lernzeiten. Das war gar nicht so leicht: Von ehemaligen Abiturienten hatte ich mir Tipps geholt, wie zum Beispiel den vermehrten Verzehr hoch kakaohaltiger Schokolade. Die Antioxidanzien im Kakao fördern angeblich die Konzentrationsfähigkeit.
Bei mir funktionierte es nicht, ein Dutzend Schokoladentafeln blieben im Kühlschrank liegen. Nach tagelanger Selbstanalyse kam ich zu dem Schluss, dass ich morgensin der Zeit von 9.00 Uhr bis 13.00 Uhr und nachmittags von 15.00 Uhr bis 18.00 Uhr am aufnahmefähigsten bin. Wissenschaftliche Studien haben ergeben, dass der Mensch in dieser Zeit am leistungsfähigsten ist. Die Zeit um 13.00 Uhr sollte man zur Ruhe nutzen, weil das Gehirn in dieser Zeit eine Konzentrationsfähigkeit vergleichbar mit der um 3.00 Uhr morgens, also in der Tiefschlafphase, hat. Langes Gelaber, kurzer Sinn: Jeder muss seine Zeit zum Lernen selbst finden. Länger als vier Stunden am Stück ohne Pause zu pauken ist jedoch unsinnig. Ich persönlich brauchte nebenbei
Ablenkung, ohne die ich vor lauter Lernen sonst eingegangen wäre. Ein
Kneipenbesuch mit Freunden, ein Treffen im Coffee-Shop, ein Kuschelnachmittag mit Freund/Freundin oder ein ruhiger DVD-Abend sind nur ein paar Vorschläge. Auch wenn diese Zeit mit gewöhnlichen Ferien nichts zu
tun hat, so wollte ich die Arbeit eines normalen Schultages auch nicht überreizen.
Ein paar Tage vor meiner ersten Prüfung in Deutsch trainierte ich dann
mein Kurzzeitgedächtnis: Lebensläufe von bekannten Autoren, deren Werke,
Fachbegriffe von Kulturepochen oder wichtige Zitate hatte ich in der
Vorbereitungszeit zusammengefasst und lernte sie nun bei jeder Gelegenheit
auswendig. Vor allem in Naturwissenschaften ist das Kurzzeitgedächtnis
von Vorteil, da viele Begriffe für den Tag der Prüfung nützlich, für den
weiteren Lebensweg jedoch irrelevant sind. Oder wen interessiert im Alltag,
welche Affinität zu Sauerstoff besteht oder wie man die molare Masse eines
Stoffes mathematisch bestimmt?
Der Morgen der Deutschprüfung war dann nicht ganz so aufregend, wie ich
mir das seit der Grundschulzeit vorgestellt hatte. Dank einer Generalprobe
im Februar, die so genannten „Abivorprüfungen", überraschte mich kaum
etwas, auch wenn das erste Zentralabitur besonders bei den Lehrkräften
Verunsicherung auslöste und der ein oder andere Lehrer seine Aufregung
unvorteilhaft auf die Schüler übertrug. Die Zeit zwischen den schriftlichen
Prüfungen nutzte ich, um bereits erarbeitetes Wissen zu vertiefen. Man
kann nie genug lernen, sollte aber auch Schluss machen können. „Mut zur
Lücke" nennt das ein Freund von mir.
Für die mündliche Prüfung war es praktisch, schon in der 10. Klasse an der
„Füschl-Prüfung" teilgenommen zu haben. Die Prüfungssituation kam mir
dabei wie ein Referat vor, nur eben vor Lehrkräften. Vor der eigentlichen
Prüfung hatte ich 15 Minuten Vorbereitungszeit. Auch wenn diese nicht
reichte, war ich letztlich nicht so aufgeregt wie angenommen.
Fazit: Mit der richtigen Vorbereitung ist man jeder Prüfungssituation gewachsen.
Wer sich rechtzeitig mit den anstehenden Prüfungen innerlich
auseinandersetzt, ein gewisses Maß an Disziplin besitzt und sich selbst
nicht überschätzt, wird das Abitur bestehen und diese Erfahrungen mit ins
Studium nehmen können.