Abruf

ABIstimmung - Die Sache mit der Sinuskurve

Neulich schrieb ich einer Freundin: „(...) Meine Stimmung in den letzten Wochen glich einer Sinuskurve:
Nach einem kurzen Hochgefühl folgte schon wieder ein neues Tief. Oft kamen diese Stimmungsschwankungen plötzlich. Doch manchmal hatte ich das Gefühl, mich langsam vom sonnigen Gelb in immer dunkler werdende
Farben zu bewegen. Kurz: Ich hatte Abitur! (...)" Als für die meisten von euch die Osterferien mit Freude, Spaß und Erholung anfingen, begann für mich die Vorbereitungszeit für das Abitur. Ich möchte damit jedoch nicht sagen, dass für mich Spaß in dieser Zeit völlig ausgeschlossen war, es gab auch Tage, an denen ich nicht gelernt habe, sondern ins Kino ging oder nach Hannover fuhr. Außerdem war ich für drei Tage bei meinen Großeltern. Ich packte sogar nach kurzer Überlegung einige Bücher in die Tasche, rührte sie allerdings, wie geahnt, in diesen Tagen nicht an. Doch die meiste Zeit in den Ferien saß ich an meinem Schreibtisch und habe Vokabeln, Jahreszahlen, Definitionen und Formeln aus den letzten zwei Schuljahren gelernt. Oft saß ich auch nur so da und sehnte mich nach schöneren Osterferien. Manchmal hatte ich das Gefühl, ich sei von der restlichen Welt isoliert.
Die meisten meiner Freunde lernten auch fürs Abi und so trafen wir uns nur selten. Unsere wenigen Telefonate beinhalteten fast ausschließlich nur die Themen Abitur und Schule. Trotzdem taten sie gut, weil man wusste, dass es Anderen genauso ging und danach raffte man sich wieder zum Lernen auf.
Nach den Ferien begannen die schriftlichen Prüfungen. Ich schrieb erst ziemlich spät meine erste Klausur. Von Freunden erfuhr ich, dass die Aufgabenstellungen fassbar und die schlimmsten Befürchtungen nicht eingetroffen waren. So konnte ich beruhigt die erste Klausur entgegen nehmen. Es stimmte, die Klausuren waren in Ordnung, teilweise sogar ein wenig einfacher. Nach jeder Klausur war ich erleichterter.
Doch nach der letzten wurde ich nervös. Zwei Tage später hatte ich meine
mündliche Prüfung und ich bekam Angst. Ich weiß nicht warum, schließlich hatte ich gelernt. Die Prüfung lief nicht gut, trotzdem war ich glücklich, dass ich es endlich geschafft hatte. Doch später breitete sich eine große Enttäuschung in mir aus. Es ist einfach nicht schön ein nicht so gutes Ergebnis zu bekommen. Jetzt, zwei Wochen nach der letzten Prüfung, frage ich mich manchmal, warum ich nicht häufiger zum Telefon griff, um mich öfter mit Freunden zu verabreden. Wahrscheinlich lag es daran, dass wir alle zu angespannt waren. Die Tatsache, als erster Jahrgang in Niedersachsen Zentralabitur zu schreiben, vergrößerte den Druck zusätzlich.
Auch wenn dieser Bericht viele negative Erfahrungen beinhaltet, möchte
ich euch keine Angst machen. Das Zentralabitur ist wirklich nicht so schlimm, wie vielleicht befürchtet. Wenn ihr soweit seit, dann denkt an die Sinuskurve oder an den ersten Sonnenstrahl nach dem Regen: Es geht auch wieder bergauf und nach den Tränen kommt das Lächeln!