Nach Ortstermin der SPD kommt Verwaltung des Landkreises in die Gänge
Eine Wendeltreppe, die auf einem umzäunten Nachbargrundstück endet, drei Unterrichtsräume in oberen Stockwerken, für die es keinen zweiten Fluchtweg gibt. So sieht der Brandschutz am Kaiserin-Auguste-Viktoria-Gymnasium aus. Der SPD ist diese Situation schon länger ein Dorn im Auge. Am Mittwoch schauten sich die Politiker vor Ort die Situation an. Mit Erfolg: Nur einen Tag später verkündete der Landkreis, für Abhilfe sorgen zu wollen. |
CELLE. Albert Hesse tritt hinaus auf die Wendeltreppe, kaum folgen ihm ein paar seiner Genossen, beginnt die Stahlkonstruktion leicht zu schaukeln. Einigen Sozialdemokraten wird es mulmig, vor allem bei dem Gedanken, dass über die Stahltreppe möglichst schnell 200 Schüler in Sicherheit kommen sollen, falls in dem Gebäude ein Feuer ausbricht. Denn die Wendeltreppe ist der Fluchtweg aus der Schulaula des Kaiserin-Auguste-Viktoria- Gymnasiums (KAV).
Am Mittwoch hatten SPD-Vertreter des Kreistags und des Celler Rates den Brandschutz der Schule inspiziert, geführt von Hesse, SPD-Kreistagsabgeordne-ter und Lehrer am KAV, und seinem Kollegen, dem Brandschutzbeauftragten der Schule, Klaus Patermann. Beide zeigten der SPD-Delegation, was selbst den Schildbürgern als schlechter Scherz erschienen wäre. Die Wendeltreppe endet auf einem umzäunten Nachbargrundstück.
In dem kleinen Hof behindern ein abgemeldetes Auto, ein Schuppen und ein Schulanbau den Fluchtweg.
Weitere Stationen der unglaublichen Brandschutzmängel: In oberen Stockwerken befinden sich Unterrichtsräume, die nur über Holztreppen zu erreichen sind. Ein zweiter Fluchtweg, falls der erste im Brandfall unpassierbarist, fehlt.
Die SPD-Fraktionsvorsitzende Kirsten Lühmann versteht nicht, warum die seit langem bekannten Mängel nicht endlich abgestellt werden. „Da muss etwas passieren", nimmt sie den Landkreis in die Pflicht.
Und offensichtlich ist der Ortstermin der SPD bei der Landkreisverwaltung nicht ohne Wirkung geblieben. Bereits gestern versprach Wernfried Helmers, Leiter der Liegenschaftsabteilung: „Wir werden mit einem Durchbruch in den oberen Stockwerken für einen zweiten Rettungsweg sorgen. Vielleicht schon in den Osterferien." Bei der Wendeltreppe, 2002 von der Stadt gebaut, will Helrners die statischen Unterlagen von der Stadt Celle anfordern.
Die Mängel sind für den Landkreis nichts Neues. 2004, als die Schule in die Trägerschaft des Landkreises überging, wurden sie vom Brandschutzbeauftragten festgestellt. Geschehen ist nichts. Helmers: „Das ist leider irgendwo untergegangen." Jetzt sollen alte Akten anderer Schulen noch einmal durchgesehen werden.
Fluchttreppe am Hölty:
Etwa 44 Jahre mussten die Schüler am Hölty-Gymnasium im natur-wissenschaftlichen Turm auf eine Fluchttreppe warten. Beim Bau des Traktes war in den 60er-Jahren nicht an einen zweiten Rettungsweg gedacht worden. Vor zwei Jahren ging der Landkreis die Problematik an, setzte ein Baugerüst ans Gebäude und baute Paniktüren ein. Die waren auch von innen zu öffnen - allerdings drohte der freie Fall in die Tiefe, da keine Fluchttreppe vorhanden war.
Gestern verkündete Helmers: „Wir werden die Fluchttreppe in den Osterferien bauen. Es gab Verzögerungen, weil die Statik des ersten Treppenentwurfs nicht stimmte."